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Sie haben den alternativen Nobelpreis gewonnen

Sie haben den alternativen Nobelpreis gewonnen

Mit dem Right Livelihood Award werden jedes Jahr Menschen ausgezeichnet, die sich für Menschenrechte einsetzen. 2023 geht er unter anderem an Seenotretter.
28.09.2023, 10:19
Clara Lipkowski, Julius Zielezinski / t-online
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t-online

Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée ist am Donnerstag für ihre Seenotrettungseinsätze im Mittelmeer mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Einen Preis erhielten auch Aktivistinnen aus Kenia und Ghana sowie eine Organisation aus Kambodscha von der in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung.

SOS Méditerranée

Die 2015 gegründete Organisation SOS Méditerranée «rettet nicht nur Leben, sondern erinnert die Öffentlichkeit sowie europäischen Institutionen und nationale Regierungen immer wieder an die humanitäre Krise auf dem Mittelmeer»

SOS Méditerranée, ein Zusammenschluss mit Ländervertretungen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien, halte sich «strikt an das internationale Seerecht und die hohen Standards» für Such- und Rettungseinsätze, gab die Stiftung an.

«Damit macht die Organisation deutlich: Seenotrettung ist eine rechtliche Verpflichtung.»
epa05265406 A handout photgraph made available by the Ong Sos Méditerranée showing migrants on a snking inflatable boat before being rescued by the Aquarius ship of the humanitarian group SOS Mediterr ...
Fotografie von SOS Méditerranée dokumentiert den Zustand im Mittelmeer vor Lampedusa am 18. April 2016.Bild: EPA/ONG SOS MEDITERRANEE

Auch sammele SOS Méditerranée die Geschichten der Überlebenden und verschaffe ihnen durch die Dokumentation Gehör, hiess es weiter. Trotz erheblicher Hindernisse wie «politisch motivierten» Hafenschliessungen und rechtlichen Drohungen verfolge die Organisation mit ihrem fast 70 Meter langen Schiff «Ocean Viking» weiter ihre Rettungseinsätze.

epa10438621 The Ocean Viking ship of the NGO 'Sos Mediterranee' with 95 migrants onboard rescued off the coast of Libya docks at the port of Marina di Carrara, Italy, 29 January 2023. EPA/RI ...
Die «Ocean Viking» im Hafen von Marina die Carrara im Januar 2023. Bild: keystone
A view of migrants on board the Ocean Viking ship arriving at Naples port pier 21, in Naples, Italy, Monday, Aug. 28, 2023. (Alessandro Garofalo /LaPresse via AP)
Geflüchtet auf der «Ocean Viking» im Hafen von Neapel im August 2023.Bild: keystone

Eunice Brookman-Amissah

Ausgezeichnet wurde auch die ghanaische Ärztin und Aktivistin Eunice Brookman-Amissah. Sie erhielt den Preis «dafür, dass sie eine umfassende gesellschaftliche Auseinandersetzung über die reproduktiven Rechte von Frauen in Afrika angestossen» habe, teilte die Right-Livelihood-Stiftung mit.

Die 1945 geborene Brookman-Amissah habe den Weg für «liberale Abtreibungsgesetze und einen besseren Zugang zu sicheren Abtreibungen geebnet». Sie habe wesentlichen Anteil daran, dass die Zahl der Todesfälle nach Schwangerschaftsabbrüchen in der Region seit 2000 um 40 Prozent gesunken sei.

Mother Nature Cambodia

Für ihren Einsatz für den Umweltschutz und sichere Lebensgrundlagen wurde überdies die kambodschanische Jugendorganisation Mother Nature Cambodia mit dem Preis bedacht.

Trotz zusehends härteren Vorgehens der Regierungsbehörden gegen zivilgesellschaftliches Engagement würden die Aktivisten mit den örtlichen Gemeinschaften zusammenarbeiten und hätten so dazu beigetragen, «zahlreiche Umweltverstösse im Land aufzudecken und zu beenden», teilte Right Livelihood mit.

Mit ihrem Engagement sei die Organisation «zu einem Leuchtturm der Hoffnung für künftige Generationen geworden».

Phyllis Omido

Weiter bekam die kenianische Umweltaktivistin Phyllis Omido eine Auszeichnung «für ihren bahnbrechenden Einsatz für die Land- und Umweltrechte lokaler Gemeinschaften und die Weiterentwicklung des Umweltrechts».

Preisträger sind «Menschen wie du und ich»

«Was wir bei allen Preisträgern sehen, ist, dass sie für Menschen arbeiten, die ignoriert werden», sagte Stiftungsleiter Ole von Uexküll. Sie «verändern aktiv die Machtstrukturen», um sicherzustellen, dass diese Menschen weltweit Gehör fänden. Diese Aktivisten seien sehr mutig – aber es seien auch «Menschen wie du und ich», fuhr Uexküll fort. Die vielleicht wichtigste Botschaft sei deshalb, dass jeder Veränderungen anstossen könne.

Der Alternative Nobelpreis würdigt den Einsatz für Frieden, Nachhaltigkeit oder Gerechtigkeit. Im Jahr 2023 waren 170 Menschen aus 68 Ländern nominiert. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und die Umweltaktivistin Greta Thunberg. Der Preis wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll ins Leben gerufen, Leiter der Stiftung ist mittlerweile sein Neffe.

(Mit Material der dpa)

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